Eisentraut, Martin

Eisentraut wurde am 21. Oktober 1902 in Groß – Topfer (Thüringen) als zweites von drei Kindern geboren. 1921 legte er die Reifeprüfung in Halle a.d. Saale ab, wo er auch an der dortigen Universität zunächst Chemie, Pysik und Philosophie studierte. Bereits im 2. Semster wechselte er die Studienfächer und studierte forthin Zoologie und Botanik. Schon im 5. Semester begann er mit seiner Doktorarbeit über Chromosomen von Heuschrecken. 1925 beendete Eisentraut sein Studium mit der Promotion.

Steckbrief:

Name: Eisentraut
Vorname: Martin
Geboren: 21. Oktober 1902
Verstorben †: 5. Juli 1994
Nationalität: Deutscher

 

Beschreibung:

Bernhard Rensch (siehe Tierlexikon.ch) vermittlte ihm 1925 eine Volontärstelle am Zoologischen Museum der Universität Berlin. Dort wurde nach kurzer Zeit Assistent und 1939 Kostos, zunächt in der herpetologischen (kriechtierkundlichen) und später inder theriologischen (säugetierkundlichen) Sektion (Schmitt, 1995).

Am 5. Mai 1930 heieratete Martin Eisentraut Johana Rissmann,die Tochterr seiner damaligen Wirtsleute. Eisentraut unternahm dann schon bald mit seiner Frau eine halbjährige Forschungsreise nach Bolivien. Im Jahr 1934 kam ihre Tochter Hannelore zur Welt.

Während der Naziherrschaft hielt sich Eisentraut von der NSDAP fern, weswegen ihm und seinem Kollegen Rensch 1935 gekündigt wurde. Diese Kündigung wurde später durch nach Intervention einer einflußreichen Person zurüchgenommen. 1938 reiste er erstmals nach Kamerun. Diese Forschungsreise markiert den Beginn einer fruchtbaren Beschäftigung mit der Tierwelt Westafrikas, so Schmitt (1995). Nach seiner Zeit als Soldat im 2. Weltkrieg war er Miltär - Hygieniker in Brandenburg und danach war ab 1941 seine Dienststelle in Berlin. Seine Aufgaben bestanden vor allem darin, von Tieren verbreitete Seuchen,wie Fleckfieber (verursacht durch Rickettsien) und Malaria, zu bekämpfen.

Sofort nach Kriegsende arbeitete Eisentraut wieder im Museum in Berlin, später im Staatliche Museum für Naturkunde in Stuttgart mit der Funktion eines Kustos für Theriologie. Martin Eisentraut war von 1957 – 1967 Direktor des Zoologischen Forschungsinstitut und Museum Alexander König (Bonn). In diese Zeit fiel seine 3. Forschungsreise nach Westafrika. Im April 1967 wurde zum Honorarprofessor für Zoologie an der Rheinischen Friedrich – Wilhelms- Universität Bonn ernannt und leitete dann bis 1969 das Museum kommissarisch. Ab 1971 war er abermals, jedoch kommissarischer Direktor des Museums, da es zwischen seinem Nachfolger und etlichen Angestellten zu erheblichen Spannungen kam. Diese Plicht erfüllte Professor Eisentraut bis zum 75. Lebensjahr. Von da bis zu seinem Tod lebte er als aktiver Ruheständler in unmittelbarer Nähe des Museums, dem er 16. Jahre vorstand. Eisentrauts wissenschaftliches Werk umfasste rund 240 Publikationen (Böhme und Huttner, 1999). Er beschäftigte sich u.a. mit der Biogeografie von Reptilien, Vögeln und Säugetieren sowie mit Tierwanderungen, Morhologie und funktioneller Anatomie der genannten Wirbeltiere.

Er untersuchte ausführlich die Gaumenfalten von Säugern aller Ordnungen. Er konnte zeigen,dass die Merkmale der Gaumenfalten diagnostisch und systematisch ergiebig war. Zu Recht, teilte Schmitt (1995) mit, galt Eisentraut als „Vater“ der Fledermausforschung in Deutschland. Schmitt erwähnt auch Eisentrauts großen Humor und seinen regen Geist. Sein Leben war reich an aufregenden wissenschaftlichen,politischen und gesellschaftlichen Bewegungen.

Martin Eisentraut war Mitglied der Gesellschaft naturforschender Freunde zu Berlin. Am 5. Juli 1994 verstarb Prof. Dr. Martin Eisentraut wenige Monate vor Vollendung seines 92. Lebensjahr. Mehrere Spezialdisziplinen der deutschen Zoologie verloren mit ihm einen prominenten Verteter. Die Herpetologie und Theriologie ebenso wie die Winterschlafphysiologie und die taxonomisch – zoo- Geographisch ausgerichtete Afrikaforschung (Böhme und Huttner, 1999). Nach Eisentraut wurden mehr als 20 Tierformen benannt , u.a.


Säugetiere :
  • Pipistrellus eisentrauti - Hill, 1968
  • Hybomys eisentrauti - Van der Sraeten & Huttner, 1986
Vögel:
  • Krimhilda nonnula eisentrauti - Wolters,1964
Reptilien:
  • Gallotia galloti eisentrauti - Bischoff, 1982
Fische:
  • Tilapia eisentrauti Tewavas, 1962


Publikationen:

  • Böhme, W: Martin Eisentraut – philosopher, scientist and explorer: a tribute (Philosoph, Wissenschaftler und Forscher: ein Tribut) Bat Res. News 25, 13 – 14 (1984)
  • BÖHME, W. nd R. Huttner: Leben und Werk von Martin Eisentraut (1902 – 1994) Bonn. Zool. Beitr. 48, 367 – 382 (1999)
  • Eisentraut, Martin: Der Vogelflug und seine anatomische Grundlage Der Naturfreud 1 (7), 172 – 174 (1924)
  • Eisentraut, Martin: Beitrag zur Eidechsenfauna der Pityusen und Columbreten Mitt. Zool. Mus. Berl. 16, 397 – 410 (1930)
  • Eisentraut, Martin: Unsere einheimischen Fledermäuse. 2. VomTagschlaf und Winterschlaf Naturschutz 16, 49 – 51 (1934)
  • Eisentraut, Martin: Fledermäuse als niedere Warmblüter Forschn.Fortschr. 19 (23/24), 241 – 242 (1943)
  • Eisentraut, Martin: Hält der Waschbär (Procyon lotor L.) wirklich Winterrschlaf? Zool. Anz. 151, 98 – 101 (1953)
  • Eisentraut, Martin: Das Stemmklettern bei Schuppentieren Zool. Beitr. 5, 513 – 518 (1960)
  • Eisentraut, Martin: Die Fledertiere (4. Kapitel), Die Flederhunde (5. Kap.), Die Fledermäuse (6. Kap.), 89 – 161 In: Grzimeks Tierleben, Säugetiere 2, 11 1970
  • Kindler Verlag AG,Zrich und Deutscher Taschenbuch Verlag GmbH & Co. KG, München 1979
  • Eisentraut, Martin: Die Gaumenfaltenmuster bei Schliefern, Elefanten und Sirenen Bon. Zool. Beitr. 35, 29 – 37 (1984)
  • Eisentraut,Martin: The pattern of ridges on the hard palate in procyonids and bears (Das Muster der Leisten auf dem harten Gaumen von Procyonidae –Kleinbären – und Bären) Bongo 10, 185 – 196 (1985)
  • Eisentraut, Martin: Die Biotope westafrikanischer Vogelarten und derenRufe und Gesänge Brigg Verlag, Augsburg (Buch mit Tonkasette) 1993
  • Huttner, R.: Obiturary: Martin Eisentraut, 1902 – 1904 (Nachruf: Martin Eisentraut,1802 – 1904) Afr. Small Mammal Newsl. 17, 6 (1997)
  • Roer, H.: Prof. Dr. Martin Eisentraut 90 Jahre Myotis 30, 5 (1992)
  • Schmitt, M.: Martin Eisentraut (1902 – 1994) – in memoriam Sber. Ges. Naturf. Freunde Berlin N.F. 34, 191 – 195 (1995)