• Fortpflanzung:
Berberaffen leben in Gruppen von 10 bis 40 Tieren zusammen. Jede Gruppe bewohnt ein festes Heimgebiet, in welchem sich das ganze Jahr über genügend Nahrung finden lässt und in dem sich auch die angestammten Schlafplätze befinden.
Anders als bei den meisten Affenarten umfassen die Berberaffen-Gruppen verhältnismässig viele ausgewachsene Männchen. Diese Besonderheit der Vergesellschaftung bei den Berberaffen ist nur darum möglich, weil die erwachsenen Männchen mehr als bei anderen Affenarten dazu neigen, freundschaftliche Beziehungen untereinander zu pflegen. Während bei den meisten Affen zwischen den Männchen ein erbitterter Wettstreit um Nahrung, Ruheplätze und vor allem die Weibchen herrscht, sieht man bei den Berberaffen die Männchen auffallend oft beisammensitzen, einander das Fell pflegen oder gemeinsam essen.
Diese Neigung ist allerdings für Berberaffen-Männchen nicht unproblematisch, denn auch in ihren Gruppen herrscht eine strenge Rangordnung, über die sich der Einzelne nicht einfach hinwegsetzen kann. Nicht jedes Männchen kann sich einem anderen Männchen so ohne weiteres nähern. Je grösser der Abstand der beiden in der Rangordnung ist, desto schwieriger gestaltet sich ein solches Zusammenkommen. Um dieses Problem zu meistern, wenden die Berberaffen einen genialen, im Tierreich wohl einmaligen «Trick» an: Sie benützen bei der Kontaktaufnahme Säuglinge sozusagen als «Blitzableiter», d.h. dazu, Aggressionen auf der Seite des Überlegenen sowie Ängste auf der Seite des Unterlegenen abzubauen. Im einzelnen geht das folgendermassen vor sich: Bevor sich ein Männchen seinem auserwählten Begegnungspartner nähert, wählt es ein Weibchen der Gruppe aus und übernimmt dessen Säugling. Derart mit einem Kind «ausgerüstet» sucht das Männchen dann seinen Partner auf, und die Begegnung wickelt sich nun ohne Streit ab. Gemeinsam wird das «vermittelnde» Kind von den beiden Männchen von Kopf bis Fuss untersucht, und danach scheint das Eis gebrochen. Nun können die Männchen friedlich beieinander sitzen, sich gemeinsam einer Beschäftigung hingeben und schliesslich jedes wieder seines Weges gehen.
Interessanterweise überlassen die Weibchen den Männchen ihre Kinder ohne weiteres, obschon sie dann oft lange warten müssen, bevor sie die Kleinen wieder zurückerhalten. Vielfach begleiten die Mütter jedoch die Träger ihrer Kinder in angemessener Distanz. Die Männchen, welche die geborgten Säuglinge oft mehrere Stunden lang mit sich herumtragen, müssen ihnen natürlich auch Geborgenheit bieten. Tatsächlich sind Berberaffen-Männchen sehr liebevolle «Ersatzmütter»: Sie pflegen, tragen, hüten und trösten die ihnen anvertrauten Kinder und spielen sogar mit ihnen. So scheinen sich die Kleinen durchaus wohl zu fühlen. Nur mit Muttermilch ernähren können die Männchen «ihre» Kinder natürlich nicht, und das macht es nötig, dass die Babys nach einer gewissen Zeit wieder zu ihren Müttern zurückfinden.