Waldhund
Datum: Montag, 17 Mai 2010 08:31
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Allgemeine Beschreibung:

• Beschreibung:

Mit seinen kurzen Beinen, den kleinen rundlichen Ohren, dem kurzen Stummelschwanz und dem stämmigen Körper ähnelt der Waldhund auf den ersten Blick eher einem kleinen Bären als einem Wildhund. Bei einer Kopfrumpflänge von etwa 65 Zentimetern und einem Gewicht zwischen fünf und sieben Kilogramm misst seine Schulterhöhe nur gerade 25 bis 30 Zentimeter!

Aber nicht nur die Gestalt des Waldhunds ist sonderbar. Auch sein Gebiss unterscheidet sich deutlich von dem der anderen Wildhunde: So hat er weniger Zähne als alle anderen Mitglieder der Hundefamilie, nämlich nur 38 gegenüber gewöhnlich 42. Ausserdem weisen seine Reisszähne zwei Spitzen auf, während die der meisten anderen Hunde nur eine haben. Diese Gebisseigenheiten des Waldhunds mögen uns vielleicht als nebensächlich erscheinen.

Die Zoologen messen jedoch der Gebissstruktur bei der Untersuchung der verwandtschaftlichen Beziehungen zwischen den diversen Säugetieren grösste Bedeutung bei. Die abweichende Zahl und Form der Zähne gehören darum zu den Hauptgründen, weshalb der Waldhund systematisch von den übrigen Hundearten abgetrennt und einer eigenen Gattung (Speothos) zugeordnet wird.


Verbreitungsgebiet / Lebensraum

Verbreitungsgebiet / Lebensraum:

• Verbreitungsgebiet:
Der Waldhund hat in Südamerika eine überaus weite Verbreitung, die vom südlichen Panama südwärts durch Kolumbien und Ecuador bis ins nördliche Peru und ins nördliche Bolivien reicht und sich südwestwärts durch Venezuela, Guyana, Surinam, Französisch Guyana und ganz Brasilien bis ins nördliche Paraguay und ins nördliche Argentinien erstreckt.
• Lebensräume:

Innerhalb dieses ausgedehnten Areals bewohnt der Waldhund hauptsächlich waldrandähnliche Lebensräume, das heisst jene Übergangszone, welche zwischen den geschlossenen Hochwäldern und den offenen Feuchtsavannen liegt. Ausserdem hält er sich fast immer in der unmittelbaren Nähe eines Gewässers auf. Seine «kompakte» Körperform ist demzufolge als eine Anpassung an das Leben im dichten Pflanzengewirr der Fluss-, Sumpf- und Seeufer zu verstehen. Sie erlaubt es ihm, rasch und mühelos selbst durch üppigstes Dickicht hindurchzuschlüpfen.

Unterarten:

• Unterarten:
Trivalname
Wissenschaftler Name
Verbreitungsgebiet Erstbeschreiber
  Speothos venaticus panamensis Panama, Kolumbien GOLDMAN, 1912
  Speothos venaticus venaticus
Brasilien, Peru, Bolivien, Paraguay LUND, 1842
  Speothos venaticus wingei
Santa Catarina, Paraná LHERING, 1911

Nahrung

Nahrung / Feinde:

• Nahrung:
In der freien Wildbahn ist beobachtet worden, dass Waldhunde durchaus Tiere angreifen, die bedeutend grösser als sie selbst und überdies recht wehrhaft sind, so zum Beispiel Mazamas (Spiesshirsche) und Nandus (Laufvögel). Dies mag vielleicht auf den ersten Blick etwas unglaubhaft erscheinen, ist aber deshalb moglich, weil die kurzbeinigen Hunde stets in kleinen Familienverbänden von vier bis sechs, manchmal auch bis zehn Tieren jagen und dabei perfekt zusammenarbeiten.

Hauptbeutetiere der Waldhunde sind in ihrer südamerikanischen Heimat jedoch die bis über 60 Kilogramm schweren Capybaras (Hydrochaeris hydrochaeris) . Die grossen Nagetiere kommen in Südamerika häufig vor, sind gute Schwimmer und nehmen darum oft im Wasser Zuflucht, wenn Gefahr droht. Sind allerdings Waldhunde hinter ihnen her, so nützt ihnen das wenig. Die stämmigen Jäger sind nämlich - im Gegensatz zu den meisten übrigen Wildhunden - hervorragende Schwimmer und Taucher und lassen ihren Opfern auch im Wasser kaum eine Chance.
• Feinde:

Obschon der Waldhund ein angriffslustiges Raubtier ist, fällt auch er gelegentlich einem natürlichen Fressfeind zum Opfer. Jaguar (Panthera onca) , Anaconda (Eunectes murinus) , Kaimane, Alligatoren und Krokodile sowie die Harpyie (Harpia harpyja) und andere grosse Adler sind durchaus in der Lage, einen Waldhund zu erbeuten.

Für die Art als Ganzes stellen solche natürlichen Fressfeinde keine schwerwiegende Gefährdung dar, denn wie bei allen Tierarten werden auch beim Waldhund die unfallbedingten Ausfälle über die Nachzuchtrate wettgemacht. Und doch ist die Zukunft des Waldhunds keineswegs gesichert, denn auf einen «unnatürlichen» Feind und Störenfried hat sich der kurzbeinige Wildhund nicht rasch genug einzurichten vermocht: den Menschen.

Da ist zum einen die direkte Verfolgung des Waldhunds durch den Menschen: Zwar wird der kleinwüchsige Hund nirgendwo gezielt bejagt, doch fällt er immer wieder Jägern zum Opfer, deren Weg er zufällig kreuzt. Welpen fallen mitunter Jagdhunden zum Opfer, die in ihren Bau eindringen und sie totbeissen. Und hin und wieder werden junge Waldhunde auch vom Menschen gefangen und in die Dörfer mitgenommen, wo sie als Spielgefährten der Kinder aufwachsen.

Bedeutend schwerwiegender ist demgegenüber die Gefährdung des Waldhunds durch die menschgemachte Veränderung oder gar Zerstörung seines natürlichen Lebensraums. Diese findet in immer rasanterem Tempo statt, da überall in Südamerika die rasch anwachsende Bevölkerung immer mehr Land für ihre Siedlungen, ihre landwirtschaftlichen Kulturen und ihr Vieh benötigt und zu diesem Zweck die Natur immer weiter zurückdrängt. Das bedeutet für den Waldhund nicht nur einen direkten Verlust an Lebensraum. Auch indirekt verliert er dabei an Boden: Da er menschlichen Störungen gegenüber ziemlich unverträglich ist, verschwindet er auch aus der näheren Umgebung besiedelter und kultivierter Gebiete im allgemeinen rasch und unbemerkt.

In Kolumbien und Peru ist der Waldhund heute dermassen selten, dass die ansässige Bevolkerung keinen Namen für ihn hat. Als sehr selten wird er in Panama, Ecuador, Venezuela und Bolivien eingestuft. In Guyana, Surinam, Französisch Guyana und Brasilien gilt er als selten, scheint aber immerhin noch recht weit verbreitet zu sein. Langfristig, darüber besteht kein Zweifel, wird das Überleben des Waldhunds davon abhängen, ob innerhalb seines Verbreitungsgebiets rechtzeitig genügend grosse und vielfältige Naturlandschaften unter Schutz gestellt werden und in ihrer Ursprünglichkeit erhalten bleiben. Bestrebungen dieser Art, die ja nicht allein dem Waldhund zugute kommen, sondern mit ihm der gesamten, einzigartigen Flora und Fauna Südamerikas, unterstützt der Welt Natur Fonds (WWF) seit über zwanzig Jahren in vielen südamerikanischen Ländern mit grossem personellem und finanziellem Aufwand.


Fortpflanzung

Fortpflanzung:

• Fortpflanzung:

Über das Fortpflanzungsverhalten der Waldhunde in freier Wildbahn ist wenig bekannt. Wir wissen einzig, dass die Weibchen Höhlen graben, beispielsweise geschützt im Wurzelwerk mächtiger Urwaldbäume, und darin ihre Jungen aufziehen.

In Menschenobhut werden die Weibchen zweimal im Jahr läufig, im Frühjahr und im Herbst, was für Wildhunde sehr ungewöhnlich ist. Die Ranzzeit dauert etwa zwei Wochen und die Tragzeit um achtzig Tage. Pro Wurf kommen im Mittel drei Junge zur Welt, die bei der Geburt lediglich 150 Gramm wiegen. Das Männchen spielt bei der Aufzucht der Welpen eine wichtige Rolle und beteiligt sich tatkräftig an deren Betreuung. Bei der Geburt hilft es bei der Durchtrennung der Nabelschnur und leckt die Neugeborenen trocken. Später versorgt es das Weibchen eifrig mit Nahrung, während dieses die Jungtiere hütet und säugt. Und schliesslich trägt es auch den Jungen selbst Futter zu, wenn diese nach gut vier Wochen beginnen, feste Nahrung zu sich zu nehmen.

Im übrigen halten die beiden Partner eines Waldhundpaares beinahe ständig akustischen Kontakt miteinander durch rhythmische Laute, die sie in kürzeren oder längeren Abständen ausstossen und die an das Fiepen junger Hunde erinnern. Dieses Verhalten dürfte ebenfalls im Zusammenhang mit dem Leben im dichten Pflanzenwuchs stehen, wo die Sichtweite gering ist und sich die Mitglieder eines Familienverbands häufig aus den Augen verlieren.

Gefährdung:

• Gefährdung:
Von der IUCN wird der Waldhund als beinahe gefährdet eingestuft.


Systematik

Systematik:

Familie: Hundeartige (Canidae)
Unterfamilie: Echte Hunde (Caninae)
Gattung: Waldhunde (Speothos)
Systematik basiert auf Grzimeks Tierleben.

Literatur

Galerie


Mit seinen kurzen Beinen, den kleinen rundlichen Ohren, dem kurzen Stummelschwanz und dem stämmigen Körper ähnelt der Waldhund auf den ersten Blick eher einem kleinen Bären als einem Wildhund. Bei einer Kopfrumpflänge von etwa 65 Zentimetern und einem Gewicht zwischen fünf und sieben Kilogramm misst seine Schulterhöhe nur gerade 25 bis 30 Zentimeter!

Steckbrief
Datum: Montag, 17 Mai 2010 08:31
Länge:
60 - 78 Zentimeter
Gewicht:
5 - 8 Kilogramm
Gefieder:
Spannweite:
Ernährung:
Beuteltiere, Nandus
Jungtiere:
1 - 4 Jungtiere
Zugverhalten:
Fortpflanzung:
Gelege:
Tragezeit:
80 Tage
Brutzeit:
Verbreitungsgebiet:
Südamerika
Alter:
IUCN:
Vom Aussterben bedroht

Informationen
Datum: Montag, 17 Mai 2010 08:31
Fotograf:
C. & M. Kuster
Fotograf Homepage:
www.zoo-foto.de
Aufnahmeort:
Krefelder Zoo
Autor:
Markus Kappeler
Homepage:
http://www.markuskappeler.ch
Email:
Zusätzliche Hinweise: