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Rohrkatze
Datum: Mittwoch, 16 Juni 2010 07:59
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Allgemeine Beschreibung:

• Beschreibung:

Die Rohrkatze ist die grösste ihrer Sippe, wobei die Männchen deutlich grösser sind als die Weibchen. Allerdings lassen sich innerhalb des weiten Artverbreitungsgebiets erhebliche regionale Unterschiede hinsichtlich der Körpergrösse feststellen, wobei die kleinsten Tiere in Nordafrika und Südostasien, die grössten in Zentralasien zu finden sind. In Tadschikistan, dem zentralasiatischen Ausgabeland der vorliegenden Briefmarken, weisen die erwachsenen Männchen ein Gewicht von durchschnittlich 9 Kilogramm und maximal sogar über 13 Kilogramm auf, während die Weibchen im Allgemeinen 5 bis 6 Kilogramm auf die Waage bringen. Die Kopfrumpflänge bemisst sich bei den erwachsenen Männchen Tadschikistans auf ungefähr 70 Zentimeter, und der Schwanz, der im Vergleich zu den anderen Mitgliedern der Gattung Felis eher kurz ist, weist eine Länge von etwa 30 Zentimetern auf.

Obschon die Rohrkatze wie alle Kleinkatzen mühelos auf Bäume zu klettern vermag, bewegt sie sich fast stets am Boden umher. Sie kann bei Bedarf - sei es auf der Jagd oder auf der Flucht - überraschend schnell rennen und dabei über kurze Strecken Geschwindigkeiten von über dreissig Kilometern je Stunde erreichen. Ausserdem ist sie dazu fähig, aus dem Stand enorme vertikale Sprünge auszuführen, was ihr erlaubt, tief fliegende Vögel aus der Luft zu schnappen. Letzteres ist allerdings unter dem Begriff «Zufallstreffer» einzureihen, denn wie die meisten ihrer Verwandten setzt die Rohrkatze bei der Jagd in der Regel die Stöber- und Pirschtechnik an: Sie streift lautlos und umsichtig durch ihr Wohngebiet, schleicht sich beim geringsten Geräusch oder der geringsten Regung eines Beutetiers in geduckter Haltung und unter Ausnutzung jeglicher Deckung möglichst nahe an dieses heran und überfällt es schliesslich mit einem oder zwei kraftvollen Sätzen wie der sprichwörtliche Blitz aus heiterem Himmel. Das Opfer tötet sie jeweils augenblicklich durch einen Biss in den Nacken und/oder Hinterkopf, wobei ihre kräftigen, bis zwei Zentimeter langen Eckzähne wie Dolche wirken.

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Verbreitungsgebiet / Lebensraum

Verbreitungsgebiet / Lebensraum:

• Verbreitungsgebiet:
Das Nildelta in Ägypten stellt den westlichsten Bereich des Verbreitungsgebiets der Rohrkatze dar. Nirgendwo sonst in Afrika konnte die Art bisher beobachtet werden. Ein Bericht aus den 1930er Jahren, wonach die Art auch in Algeriens Bergen, also rund 3000 Kilometer weiter westlich, vorkommen soll, hat sich als Irrtum erwiesen: Die Information ging auf das falsch bestimmte Fell einer Wildkatze zurück, das ein Forschungsreisender auf einem algerischen Markt erworben hatte.

Ausserhalb Afrikas findet sich die Rohrkatze in zahlreichen Bereichen Westasiens und Osteuropas, von Israel und Palästina über Syrien, den Osten der Türkei und die Kaukaukasusregion bis zur Mündung der Wolga im Norden des Kaspischen Meers. Östlich hiervon kommt sie in Irak, im Iran, in den meisten der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepubliken und in Afghanistan vor. Von da aus zieht sich ihr Verbreitungsgebiet ostwärts durch ganz Südasien - von Pakistan über Indien und Myanmar bis ins westliche China und von dort südwärts bis nach Thailand und Kambodscha. Auch auf Sri Lanka kommt die Rohrkatze vor.
• Lebensräume:

Innerhalb ihres weiten Verbreitungsgebiets hält sich die Rohrkatze in Höhenlagen zwischen 0 und 2400 Metern ü.M. auf. Sie lebt stets in der Nähe von Gewässern oder Feuchtgebieten - Flüssen, Seen, Sümpfen, Überschwemmungsebenen usw. - und bewohnt dort vornehmlich unzugängliche Schilfdickichte, sumpfige Ufergehölze und hochwüchsige Feuchtwiesen. In sandigen und steinigen Wüstengegenden, welche grosse Teile ihres Verbreitungsgebiets ausmachen, kommt sie dementsprechend nicht flächendeckend vor, sondern fast ausschliesslich im Bereich von Oasen und Flussbetten. Ihrer Vorliebe für Röhrichte aller Art verdankt die Rohrkatze denn auch ihren Namen.

In Tadschikistan und anderen Ländern Zentralasiens bewohnt die Rohrkatze vor allem die so genannten Tugai-Flächen. Mit dem aus den zentralasiatischen Turksprachen stammenden Begriff tugai bezeichnen die Fachleute jene komplexen ökologischen Systeme, welche entlang der Wasserläufe anzutreffen sind, die sich durch die Trockensteppen und Halbwüsten der Region ziehen. Sie setzen sich aus einem breiten Spektrum von Lebensräumen - von offenen Sandbänken über Schilfrohrgürtel, Staudendickichte, Hochgrasfluren und Gebüsche bis hin zu Galeriewäldern - zusammen und sind zudem aufgrund des zumeist stark schwankenden Wasserpegels massiven jahreszeitlichen Veränderungen unterworfen. Die Tugai-Flächen bieten aufgrund ihres floristischen Reichtums einer überraschend vielfältigen Fauna eine Lebensgrundlage, darunter - als einem der grössten Raubtiere - der Rohrkatze.


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Nahrung

Nahrung / Feinde:

• Nahrung:

Die Rohrkatze ist kein ausgeprägtes Nachttier wie viele ihrer Verwandten, sondern streift häufig auch am Tag umher. Auf die Jagd scheint sie allerdings vornehmlich in der Morgen- und der Abenddämmerung zu gehen. Ihre Hauptbeutetiere sind kleinere Säugetiere, so vor allem Nager aller Art, ferner die Jungtiere mittelgrosser Säuger wie Hasen (Lepus spp.) , Wildschwein (Sus scrofa) und Reh (Capreolus capreolus) . Häufig erlegt sie ferner Vögel, insbesondere Wasservögel und Hühnervögel. Und sie verschmäht auch Reptilien, Amphibien und grosse Insekten nicht. Selbst Fische sind vor ihr nicht sicher, denn sie ist eine gute Schwimmerin und taucht beim Fischfang mitunter vollständig ins Wasser ein.


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Fortpflanzung

Fortpflanzung:

• Fortpflanzung:

Das Fortpflanzungsgeschehen der Rohrkatze erfolgt zwar in den gemässigten und subtropischen Bereichen des Artverbreitungsgebiets jahreszeitlich gebunden, fällt aber je nach Region - abhängig vom örtlichen Klima und dem damit verbundenen Beutetierangebot - in unterschiedliche Kalendermonate. Im Südwesten Indiens beispielsweise kommen die Jungtiere gewöhnlich im Oktober zur Welt, in Zentralasien dagegen im Januar und Februar. In den Tropen scheinen die Geburten über das ganze Jahr verstreut zu erfolgen, und es gibt Hinweise darauf, dass die weiblichen Rohrkatzen in diesen Bereichen des Artverbreitungsgebiets mehr als einen Wurf im Jahr aufzuziehen vermögen.

Während der Paarungszeit äussern die Männchen anlässlich ihrer Suche nach paarungswilligen Weibchen laute Rufe, welche nicht sehr katzentypisch sind, sondern eher an das Bellen von Hunden erinnern. Nach einer Tragzeit von 63 bis 68 Tagen bringt das Weibchen seine Jungen in einem sicheren Versteck zur Welt. Häufig handelt es sich dabei um die Höhle eines Stachelschweins oder eines Fuchses, nicht selten aber auch um einen selbst geschaffen, mit dürren Pflanzenstoffen und Fellstücken ausgekleideten Hohlraum in dichtem Röhricht.

Die Wurfgrösse schwankt zwischen einem und sechs Jungen, beträgt aber normalerweise drei. Die Rohrkätzchen sind bei der Geburt verhältnismässig gross und recht weit entwickelt. Sie wachsen in der Folge rasch heran und verdoppeln ihr Geburtsgewicht von rund 140 Gramm in weniger als einer Woche. Sie werden zunächst mit Muttermilch gesäugt, erhalten aber alsbald auch feste Nahrung in Form kleiner Beutetiere, die ihnen die Mutter zuträgt. Im Alter von etwa zwei Monaten erfolgt die Entwöhnung, und die Ablösung von der Mutter findet ungefähr drei Monate später statt. Das Höchstalter liegt - zumindest in Menschenobhut - bei etwa vierzehn Jahren.

Sowohl aus den - spärlichen - Beobachtungen von Rohrkatzen in freier Wildbahn als auch aus Studien von Tieren in Gefangenschaft geht hervor, dass das Männchen eine nicht unbedeutende Rolle bei der Aufzucht der Jungtiere spielt, was bei Katzen nicht allgemein üblich ist. So wurde in Menschenobhut festgestellt, dass das Männchen seine Jungen aufmerksam bewacht und notfalls aufopfernd beschützt, und im Freileben wurden wiederholt Familiengruppen bestehend aus Männchen, Weibchen und Jungen gesichtet.

Gefährdung:

• Gefährdung:
Von der IUCN wird die Rohrkatze als nicht gefährdet eingestuft.

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Systematik

Systematik

Überfamilie: Hunde- und Katzenartige (Cynofeloidea)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Echte Katzen (Felnae)
Tribus: Kleinkatzen (Felini)
Gattung: Felis
Systematik basiert auf Grzimeks Tierleben.

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Literatur

Bücherempfehlungen:

Links / Literatur:


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Steckbrief
Datum: Mittwoch, 16 Juni 2010 07:59
Länge:
70 Zentimeter
Gewicht:
13 Kilogramm
Gefieder:
Spannweite:
Ernährung:
Vögel, Reptilien, Säuger
Jungtiere:
1 - 6 Jungtiere
Zugverhalten:
Fortpflanzung:
Gelege:
Tragezeit:
63 - 68 Tage
Brutzeit:
Verbreitungsgebiet:
Afrika, Asien, Europa
Alter:
14 Jahre
IUCN:
Gefährdet

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Informationen
Fotograf:
Fotograf Homepage:
Aufnahmeort:
Zoo Link:
Autor:
Markus Kappeler
Homepage:
http://www.markuskappeler.ch
Email:
Zusätzliche Hinweise:

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