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Afrikanischer Strauß

Datum: Samstag, 08 Mai 2010 17:26
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Beschreibung:

Die erwachsenen Strausse sind ungemein wachsame Vögel. Sie werden darum oft ungewollt zum zuverlässigen «Wächter» für Zebras, Antilopen und andere Savannentiere. Gefährlich können ihnen praktisch nur Löwe und Leopard werden, falls es diesen Grosskatzen gelingt, sich während einer nächtlichen Tiefschlafphase oder während des Brütens unbemerkt anzupirschen.

In allen anderen Fällen entdecken die Strausse etwaige Feinde nicht nur frühzeitig, sondern rennen diesen bei Bedarf auch mühelos davon. Sie machen beim Rennen spielend Schritte von dreieinhalb Metern Länge und können über eine Viertelstunde lang mit einer Geschwindigkeit von fünfzig Kilometern je Stunde dahineilen, ohne Anzeichen der Ermüdung zu zeigen. In Notfällen können sie kurzfristig sogar auf siebzig Kilometer je Stunde beschleunigen und dabei noch mit unglaublicher Leichtigkeit beinahe rechtwinklige Haken schlagen, wodurch sie jeden Verfolger leicht abzuschütteln vermögen. So können die grossen Laufvögel mit etwas Glück ein Alter von über vierzig Jahren erreichen.

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Verbreitungsgebiet / Lebensraum

Verbreitungsgebiet:

Noch bis vor verhältnismässig kurzer Zeit war der Strauss ein weitverbreiteter und häufiger Bewohner der weiten Trockensavannen und Halbwüsten Afrikas, Arabiens und Vorderasiens gewesen. Innerhalb dieses weiten Areals wurden aufgrund diverser körperbaulicher Eigenheiten fünf Rassen unterschieden: der Arabische Strauss (Struthio camelus syriacus) auf der Arabischen Halbinsel und im Nahen Osten, der Nordafrikanische Strauss (Struthio camelus rothschildi oder camelus) (rot auf der Karte) in Nordafrika, in der Südsahara und im Sahel, der Somalistrauss (Struthio camelus molybdophanes) (blau auf der Karte) in Somalia und Nordkenia, der Massaistrauss (Struthio camelus massaicus) (grün auf der Karte) in Ostafrika und der Südafrikanische Strauss (Struthio camelus australis) (orange auf der Karte) im südlichen Afrika (südlich des Sambesi).

In vielen Gebieten ist der Strauss inzwischen leider selten und sind seine Bestände «löcherig» geworden. Dies vor allem aufgrund der direkten Nachstellungen seitens des Menschen, teils aber auch aufgrund der durch diesen verursachten Beeinträchtigungen seiner Lebensräume. Gänzlich ausgestorben ist in der ersten Hälfte unseres Jahrhunderts der Arabische Strauss; er vermochte dem übermässigen Jagddruck nicht standzuhalten.

Von den vier überlebenden Straussenunterarten gilt der Nordafrikanische Strauss heute als am stärksten gefährdet: Er kam einst vom Atlas in Marokko und Algerien südwärts bis Mauretanien und von da ostwärts über die ganze südliche Sahara-Randzone sowie die Sahelzone bis zur Küste des Roten Meeres im Sudan und in Südägypten vor. Heute ist er aus Nordwestafrika sowie aus Ägypten vollständig verschwunden, und am Südrand der Sahara sind seine Bestände überall besorgniserregend ausgedünnt.

So auch im Tschad, dem Ausgabeland der vorliegenden Briefmarken. Ab 1969 hatte der Nordafrikanische Strauss zwar im 80 000 Quadratkilometer grossen Wadi-Rimé/Wadi-Achim-Reservat im Norden des Landes (Schweiz: 39 990 km2) vorübergehend eine sichere Heimat. Dann aber führten schwere Bürgerkriegswirren in der jungen Republik Ende der siebziger Jahre zur Aufgabe dieses bedeutenden Reservats - und in der Folge zu einer massiven Verminderung der darin heimischen Wildtierbestände. Es ist sehr zu hoffen, dass es der neuen, vor wenigen Monaten eingesetzten Regierung des Tschad endlich gelingt, dem noch immer unbewältigten politischen und wirtschaftlichen Chaos im Land ein Ende zu bereiten - zum Wohl der notleidenden menschlichen Bevölkerung ebenso wie zugunsten der bedrängten Wildtiere des Landes, darunter dem grössten Vogel der Welt.

Unterarten:

Trivalname
Wissenschaftler Name
Verbreitungsgebiet Erstbeschreiber
Südafr. Strauß Struthio c. australis Südliches Afrika GURNEY, 1868
Massai Strauß Struthio c. massaicus Kenia, Tansania NEUMANN, 1998
Somalia Strauß Struthio c. molybdophanes Somalia, östliches Äthiopien REICHENOW, 1883
Nordafr. Strauß Struthio c. camelus Westafrkia, Sahelzone LINNAEUS 1758
Arabische Strauß † Struthio c. syriacus ausgestorben ROTHSCHILD, 1919

 


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Nahrung

Nahrung:

Mit ihren langen, muskulösen Beinen und ihren grossen, scharfsichtigen Augen sind die Strausse körperlich hervorragend an verhältnismässig öde Lebensräume mit spärlicher und weit verstreuter Nahrung angepasst. Tatsächlich sind die grossen Laufvögel unermüdliche Wanderer: Sie streifen den grössten Teil des Tages halbnomadisch umher, und dabei übersehen sie nicht das kleinste Nahrungsding. Den Hauptteil ihrer Kost bilden Blüten, Samen, Schösslinge, Blätter und allerlei andere pflanzliche Stoffe. Aber auch Kleintiere wie Insekten, Eidechsen und Nager, die ihnen über den Weg laufen, werden blitzschnell und zielsicher gepackt. Man kann die Strausse als echte Allesesser bezeichnen.


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Fortpflanzung

Fortpflanzung:

Die Fortpflanzungszeit der Strausse richtet sich nach dem im Jahresverlauf schwankenden Nahrungsangebot, fällt also je nach geografischem Vorkommen in unterschiedliche Jahreszeiten. Zur Vorbereitung des Brutgeschäfts errichtet das erwachsene Straussenmännchen ein Territorium und scharrt darin an günstigen Stellen ein paar flache Nestmulden. Regelmässig patrouilliert es sodann entlang der Territoriumsgrenzen und vertreibt vehement sämtliche Rivalen, denen es begegnet. Hin und wieder lässt es im übrigen seine dumpfen, weittragenden Rufe hören, welche entferntem Löwengebrüll ähneln und mit denen es sowohl Rivalen als auch Weibchen kundtut: «Hier ist mein Reich!».

Hat sich ein Weibchen zu ihm gesellt und nach langwieriger Balz mit ihm gepaart, so wählt es eine der vorbereiteten Nestmulden aus und legt dann jeden zweiten Tag ein Ei hinein, insgesamt acht bis zwölf Stück. Die Eier sind 13 bis 16 Zentimeter lang und wiegen mitunter mehr als anderthalb Kilogramm. Es sind die grössten Eier im ganzen Vogelreich - allerdings nur absolut gesehen. In Relation zur Körpergrösse und zum Gewicht des Straussenweibchens sind es hingegen die allerkleinsten!

In der Regel hat der Straussenhahn neben der erfahrenen Haupthenne, mit der er eine enge Beziehung pflegt, noch eine, zwei oder drei jüngere Nebenhennen. Diese werden von der Haupthenne zwar geduldet und legen ihre (oft nur drei oder vier) Eier in dasselbe Nest wie sie, doch werden sie in den meisten Fällen durch die Haupthenne vom Nest vertrieben, sobald deren eigenes Gelege fertiggestellt ist. Es sind also ausschliesslich der Hahn und die Haupthenne, welche das Grossgelege bebrüten, und zwar gewöhnlich tagsüber das Weibchen, nachts das Männchen.

Bis das Gelege der Haupthenne vollständig ist, vergehen rund drei Wochen. Erst dann beginnt das Paar zu brüten, und deshalb schlüpfen die Jungen - nach einer Brutzeit von rund sechs Wochen - alle ungefähr gleichzeitig aus den Eiern. Sie sind typische Nestflüchter, und so ist die ganze Jungenschar nach kurzer Zeit fähig, den Eltern auf den Streifzügen durchs Lebensgebiet nachzufolgen.

Hahn und Henne bewachen ihren Nachwuchs aufmerksam und wehren allfällige Fressfeinde nach Möglichkeit mit eindrücklichen Drohangriffen und notfalls kraftvollen Tritten ab. Als Halbwüchsige schliessen sich die Jungstrausse dann häufig mit ihresgleichen zu grösseren Schwärmen zusammen, was ihnen ebenfalls eine gewisse Sicherheit vermittelt, weil stets ein paar von ihnen den Kopf heben und nach Gefahren Ausschau halten. Dennoch überlebt durchschnittlich nur etwa jedes sechste Straussenkind das erste Lebensjahr und erreicht damit Erwachsenengrösse.

Die Junghennen pflanzen sich im allgemeinen im Alter von zwei Jahren erstmals fort. Die Junghähne tragen dann zwar ebenfalls bereits das schwarzweisse Männchengefieder, doch gelingt es ihnen meistens erst im Alter von drei oder vier Jahren, ein eigenes Brutterritorium zu errichten und ein Weibchen für sich zu gewinnen.

Gefährdung:

Die Bestände der drei Straussenunterarten im östlichen und südlichen Afrika gelten derzeit nicht als ernstlich gefährdet. Allerdings wurden auch sie in unserem Jahrhundert massiv zurückgedrängt und weisen heute grundsätzlich nur noch im Bereich grossflächiger Schutzgebiete gesunde Bestände auf. Von der IUCN wird der Strauss als nicht gefährdet eingestuft.


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Systematik
 
Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm: Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse: Vögel (Aves)
Unterklasse: -
Ordnung: Laufvögel (Struthioniformes)
Unterordnung: Strauße (Struthiones)
Familie: Strauße (Struthionidae)
Unterfamilie: ---
Gattung: Strauße (Struthio)
Art:
  • Strauß (Struthio camelus)
   
Erstbeschreiber: Linnaeus, 1758

 

Systematik basiert auf Grzimeks Tierleben.


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Literatur

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Galerie

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Steckbrief
Datum: Samstag, 08 Mai 2010 17:26
Länge:
bis 275 Zentimeter
Gewicht:
130 Kilogramm
Gefieder:
Geschlechter gleich
Spannweite:
-
Ernährung:
Pflanzenfresser
Jungtiere:
-
Zugverhalten:
Standvogel
Fortpflanzung:
-
Gelege:
8 - 12 Eier
Tragezeit:
-
Brutzeit:
6 Wochen
Verbreitungsgebiet:
Afrika
Alter:
40 Jahre
IUCN:
Gefährdet

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Informationen
Fotograf:
Marcel Burkhard
Fotograf Homepage:
www.foto-galaxy.ch
Aufnahmeort:
Réserve Africaine Sigean
Autor:

Markus Kappeler

Email:
Zusätzliche Hinweise:

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