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Eisbär
Datum: Dienstag, 09 November 2010 13:18
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Allgemeine Beschreibung:

Der Eisbär (Ursus maritimus) ist das grösste und stärkste Raubtier in seinem unwirtlichen Lebensraum, den endlosen Treibeisflächen der Arktis. Ausgewachsene Männchen wiegen im Durchschnitt 400 bis 500 Kilogramm und werden 2,4 bis 2,7 Meter lang. Sie fürchten niemanden - höchstens einen alten Walrossbullen oder eine geschlossene Front von Moschusochsen.

Erdgeschichtlich gesehen ist der Eisbär verhältnismässig spät in Erscheinung getreten. Untersuchungen an fossilen Schädeln deuten darauf hin, dass der Eisbär vom selben Vorfahren abstammt wie der Braunbär (Ursus arctos) und dass sich die beiden Formen erst im Pleistozän (Eiszeitalter) herausgebildet haben. Tatsächlich sind die beiden Arten noch heute so nah verwandt miteinander, dass aus Kreuzungen, wie sie schon öfter in Zoos erfolgt sind, fruchtbare Nachkommen hervorgehen.

Das Leben mit den Menschen:

Über die Todesursachen des Eisbären in freier Wildbahn ist nicht viel bekannt. Der mächtige Bär scheint so gut wie keine natürlichen Feinde zu haben. Junge Eisbären werden gelegentlich von ausgewachsenen Männchen erlegt, wenn nicht genügend Beutetiere vorhanden sind. Und es mag vorkommen, dass einzelne Männchen den Wunden erliegen, die sie in der Paarungszeit bei Rivalenkämpfen erlitten haben.

Eisbären haben jedoch seit langer Zeit im Menschen einen gefährlichen Feind: Die grossen Raubtiere werden schon seit Urzeiten von den arktischen Küstenvölkern bejagt. Ihr Fell wird zu Kleidung verarbeitet, und das Fleisch dient als Nahrung. Der Genuss von Eisbärenfleisch ist allerdings keine ungefährliche Sache, da es oftmals Trichinen (parasitische Fadenwürmer) beherbergt. Diese können im Menschen die zumeist tödlich verlaufende Trichinose hervorrufen.

Nach dem Zweiten Weltkrieg kam vorübergehend - so besonders in Alaska und auf Spitzbergen - die Jagd von Eisbären durch Trophäenjäger in Mode. Diesem unsinnigen Tun wurde glücklicherweise schon früh im ganzen Verbreitungsgebiet des Eisbären ein Riegel geschoben. Trophäenjagden finden heute kaum mehr statt.

Heutzutage werden die Eisbärenpopulationen in zunehmendem Mass durch die Förderung von Erdöl und Erdgas in der Arktis beeinträchtigt. Je mehr Menschen in die hochnordische Heimat des weissen Bären eindringen, desto öfter kommt es zu Begegnungen zwischen den beiden, die in der Regel mit der Tötung des Raubtiers enden. Auch auf den Nachzuchterfolg des Eisbären haben die Aktivitäten des Menschen einen negativen Einfluss, da die Weibchen zum Teil aus ihren traditionellen Überwinterungsquartieren vertrieben werden. Eine grosse Gefahr bildet ferner das gelegentliche Ausfliessen von Öl aufgrund von Bohr- oder Förderunfällen. Erdöl kann nicht allein für die Eisbärenpopulation, sondern für die gesamte Tierwelt einer betroffenen Region verheerende Folgen haben. Eine Methode zur chemischen Bindung von audgeflossenem Öl unter der arktischen Treibeisdecke ist bislang nicht entwickelt worden.

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Verbreitungsgebiet / Lebensraum

Verbreitungsgebiet / Lebensraum:

Die Verbreitung des Eisbären erstreckt sich über den gesamten Treibeisbereich des Nördlichen Eismeers. Innerhalb dieses riesigen Areals hält sich der grosse Bär vorzugsweise in Gebieten auf, in denen der Wind und die Meeresströmungen das Eis dauernd in Bewegung halten, und wo sich infolgedessen immer wieder offene Wasserstellen und frische Eisschichten bilden. Hier ist die Robbenjagd am erfolgversprechendsten. Gebiete dieser Art liegen zur Hauptsache am südlichen Rand der polaren Treibeismassen. Dehnt sich die polare Eiskappe im Winter aus, so wandern die Bären weiter nach Süden; zieht sie sich im Sommer zurück, so bewegen sich die Tiere wieder nordwärts.

Früher galt der Eisbär als der unermüdliche Wanderer der Arktis, der - auf der Suche nach robbenreichen Gebieten - ununterbrochen mit der Eisdrift im Uhrzeigersinn rund um den Nordpol zieht. Neuere Untersuchungen an markierten Bären haben jedoch gezeigt, dass die Tiere eine Anzahl mehr oder weniger standorttreuer Populationen bilden.

Die kräftigen Jäger sind vorzüglich an das harte Leben in Schnee und Eis angepasst. Das weisse Fell lässt die Gestalt der mächtigen Tiere förmlich mit ihrer Umgebung verschmelzen und trägt damit wesentlich zu ihrem Jagderfolg bei. Das dichte Fell und eine mehrere Zentimeter dicke Speckschicht isolieren bestens gegen die eisige Kälte. Auch die kurzen «Plüschohren» und die stark behaarten Fussohlen sind wichtige Anpassungen an die arktischen Verhältnisse. Eisbären haben ferner einen ausserordentlich feinen Geruchssinn, was angesichts der geringen Dichte von Beutetieren und Artgenossen sowohl bei der Jagd wie bei der Partnersuche von grösster Bedeutung für das Überleben der Tiere ist.
 

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Nahrung

Nahrung:

Der Eisbär ist im Gegensatz zu seinen Verwandten kein typischer Allesesser, sondern er ernährt sich fast ausschliesslich von Fleisch. Zu seinen Hauptbeutetieren gehören die Ringelrobbe (Pusa hispida) und die Bartrobbe (Erignathus barbadus) . Er nimmt aber zuweilen auch Sattelrobben (Pagophilus groenlandicus) und Klappmützen (Cystophora cristata) . Unter Umständen erbeutet er sogar einen Belugawal (Delphinapterus leucas) oder ein Walross (Odobenus rosmarus) . Wenn keine solchen Beutetiere aufzutreiben sind, so begnügt sich der Eisbär aber auch mit Kleinsäugern, Vögeln, Aas und selbst Pflanzen.

Obschon der Eisbaer nicht im Wasser nach Beute jagt, ist er ein guter Schwimmer, der weite Strecken von einer Eisscholle zur nächsten oder von der Küste zum Treibeisrand im Wasser zurücklegt. Beim Tauchen kann er sich etwa zwei Minuten unter Wasser halten, geht aber selten tiefer als ein bis zwei Meter.

Bei der Robbenjagd wendet der Eisbär verschiedene Jagdtechniken an: Manchmal liegt er mit grosser Geduld an den Atemlöchern dieser Meeressäuger auf der Lauer. Taucht eine Robbe zum Luftholen auf, so packt er sie blitzschnell mit den scharfen Krallen seiner riesigen Pranken und reisst sie aus dem Wasser. Gelegentlich schleicht er sich auch auf dem Bauch rutschend ganz langsam an Robben an, die sich bei schönem Wetter auf dem Eis sonnen, und tötet sie mit einem kräftigen Prankenhieb. Oft sucht er auch nach Robbenhöhlen, die sich in der meterdicken Schneeschicht auf dem Eis befinden und in denen die Tiere ihre Jungen zur Welt bringen. Mit tief herabhängendem Kopf sucht der Bär die Schneeflächen ab und vemag dabei Robbenhöhlen noch durch eine Schneeschicht von einem bis anderthalb Metern zu wittern. Mit schnellen Tatzenhieben entfernt er die zumeist hartgefrorene obere Schneelage, erhebt sich auf die Hinterbeine und stösst mit der ganzen Wucht seines Körpers beide Vorderbeine in den Schnee. Auf diese Weise drückt er die Robbenhöhle ein und lässt den Robben im allgemeinen keine Chance mehr zur Flucht.

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Fortpflanzung

Fortpflanzung:

Mit Ausnahme von Junge führenden Weibchen leben Eisbären die meiste Zeit des Jahres als Einzelgänger. Nur während der Paarungszeit, welche von April bis Juni dauert, kommen Männchen und Weibchen vorübergehend zusammen. Unermüdlich folgen in dieser Jahreszeit die Männchen den Spuren der Bärinnen, und nicht selten kommt es zu wilden Rivalenkämpfen. Im Oktober oder November gräbt sich das trächtige Weibchen in einer Schneewehe eine Höhle. Diese kann aus einer oder mehreren Kammern bestehen, von denen jede etwa 1,75 Meter im Durchmesser und 0,75 Meter in der Höhe misst. Wenn sich das Weibchen eingegraben hat, lässt es sich einschneien. Dabei verschwinden alle Spuren, die seinen Aufenthaltsort verraten könnten.

In dieser Höhle verbringt nun das Weibchen den gesamten Winter. Die ganze Zeit nimmt es keine Nahrung mehr zu sich, sondern zehrt ausschliesslich vom gespeicherten Körperfett. Sein Kreislauf ist zwar etwas verlangsamt; es hält aber keinen richtigen Winterschlaf. Durch seine Eigenwärme hält sich die Temperatur in der Höhle selbst bei strenger Aussenkälte in der Nähe des Gefrierpunkts.

Die Eisbärenweibchen legen ihre Höhlen im allgemeinen in angestammten Winterquartieren auf arktischen Inseln oder an Festlandküsten an. Solche Quartiere befinden sich zum Beispiel auf Spitzbergen, an der sibirischen Küste, in der Hudson Bay und auf Grönland. Im Schutz der Höhle kommen im Dezember - nach einer Tragzeit von acht Monaten - die Jungen zur Welt. Meistens sind es zwei, manchmal auch nur eines, selten drei. Die kleinen Bären sind bei der Geburt nur 20 bis 30 Zentimeter lang und wiegen lediglich 600 bis 700 Gramm. Sie sind spärlich behaart, blind und taub und daher vollständig auf die Betreuung durch ihre Mutter angewiesen. Dank des hohen Fettgehalts der mütterlichen Milch wachsen sie aber rasch heran, und schon im März oder April verlassen sie zusammen mit der Mutter die Schneehöhle.

Im Gegensatz zu anderen Bärenarten halten sich beim Eisbären nicht alle Individuen, sondern nur die trächtigen Weibchen längere Zeit in Winterhöhlen auf. Die Eisbärenmännchen sowie die jüngeren und die unfruchtbaren Weibchen ziehen sich höchstens bei besonders harten Lebensbedingungen vorübergehend in eine Höhle zurück.

Eisbären haben eine geringere Fortpflanzungsrate als die meisten Säugetiere: Die Weibchen bringen erstmals im Alter von fünf bis sechs Jahren Junge zur Welt. Zudem vergehen zwischen zwei aufeinanderfolgenden Würfen mindestens drei Jahre, da die Jungen rund 28 Monate lang bei der Mutter bleiben. Bei einer Lebenserwartung von ungefähr 20 Jahren pflanzt sich daher ein Weibchen in seinem ganzen Leben nur etwa vier- bis sechsmal fort. Aufgrund dieser langsamen Nachzuchtrate ist der Eisbär, der sonst keine natürlichen Feinde kennt, sehr anfällig auf die Bejagung durch den Menschen. Schon geringe Bestandseinbussen vermag er kaum mehr auszugleichen.

Gefährdung:

• Gefährdung:
Von der IUCN wird der Eisbär als verwundbar eingestuft. Die "Defenders of Wildlife (DoW) hingegen stuft diese Bärenart als ausserordentlich existenzgefährdet ein.


Die "Defenders of Wildlife" (DoW) sind die"Verteidiger des natürlichen Tier- und Pflanzenlebens" der USA mit Hauptsitz in Washington DC. Mit zahlreichen Rundschreiben als eNews informieren Sie seit Jahren ihre Mitglieder und Unterstützer (weltweit) über die Existenzgefährdung des Eisbären und sagen voraus,dass es ohne tiefgreifende Schutzmaßnahmen in 25 Jahren keine Eisbären mehr geben wird.

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Systematik

Systematik:

Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm:   Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse:     Säugetiere (Mammalia)
Unterklasse:       Höhere Säugetiere (Eutheria)
Ordnung:         Raubtiere (Carnivora)
Unterordnung:           Landraubtiere (Fissipedia)
Familie:             Großbären (Ursidae)
Unterfamilie:               Bären (Ursinae)
Gattung:                 Echte Bären (Ursus)
Art:                   Eisbär (Ursus maritimus)
Unterart(en):                   - - -

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Literatur

Literatur:

Links / Literatur:

• Links:
Red List IUCN - Eisbär (Ursus maritimus)
• Literatur:
DoW (Defenders of Wildlife), 2010: Der Eisbär auf Dow

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Galerie


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Steckbrief
Datum: Dienstag, 09 November 2010 13:18
Länge:
3 Meter
Gewicht:
650 Kilogramm
Gefieder:
Spannweite:
Ernährung:
Robben
Jungtiere:
1 - 3 Jungtiere
Zugverhalten:
Fortpflanzung:
Gelege:
Tragezeit:
8 Monate
Brutzeit:
Verbreitungsgebiet:
Polargebiet Arktis
Alter:
20 Jahre
IUCN:
gefährdet

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Informationen
Fotograf:
Thomas Masuhr
Fotograf Homepage:
www.wolfundtapir.eu
Aufnahmeort:
Zoo Wuppertal
Autor:
Markus Kappeler
Homepage:
http://www.markuskappeler.ch
Email:
Zusätzliche Hinweise:

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