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Brillenpinguin
Datum: Donnerstag, 23 April 2009 18:42
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Allgemeine Beschreibung:

Wie die meisten ihrer Vettern sind die Brillenpinguine sowohl im Wasser als auch an Land sehr gesellige Wesen: Gruppenweise brüten sie an Land, und gruppenweise gehen sie auch auf die Jagd. Im Unterschied insbesondere zu ihren grossgewachsenen Vettern Kaiserpinguin (Aptenodytes forsteri) und Königspinguin (Aptenodytes patagonicus) tauchen sie indes weder besonders tief, noch bleiben sie lange unter Wasser: Gewöhnlich finden sie ihre Nahrung in Tiefen von weniger als zwanzig Metern unter der Wasseroberfläche und bleiben selten länger als zwei bis drei Minuten unterge-taucht. Da der Benguelastrom die südwestafrikanische Küste unmittelbar umspült, braucht der Bril-lenpinguin bei der Nahrungssuche im übrigen nie weit zu schwimmen. In den meisten Fällen streift er während des ganzen Jahres in unmittelbarer Nähe seiner jeweiligen Heimatinsel umher und begibt sich kaum je auf das offene Meer hinaus.

Mit seiner dicken Schicht Unterhautfett und seinem vorzüglich isolierenden Federkleid ist der Brillenpinguin bei seinen gewöhnlich ganztägigen Fischzügen im kalten Wasser des Benguelastroms wirkungsvoll vor Auskühlung geschützt. Mit dieser pinguintypischen «Winterkleidung» steht er jedoch an der südwestafrikanischen Küste ständig in Gefahr der Überhitzung. Denn diese treffend als «Skelettküste» bezeichnete Gegend ist ausgesprochen dürr, kahl und der Sonne ungeschützt ausgesetzt. Schattige Vegetation fehlt so gut wie vollständig.

Um sich vor übermässiger Wärme zu schützen, verbringen diejenigen Brillenpinguine, die nicht gerade ein Gelege zu bebrüten oder Junge zu beaufsichtigen haben, den Tag im Wasser: Kurz nach Sonnenaufgang verlassen sie ihre Insel und kehren erst am späten Nachmittag wieder zurück, um sich während der Nacht an Land auszuruhen. Aus demselben Grund legen sie dort, wo der Untergrund dies zulässt, ihre Nester in selbstgescharrten Erdlöchern an. Und dort, wo der Boden zum Graben zu hart ist, brüten sie im Schutz von Felsen, welche zumindest während der heissen Mittagsstunden Schatten spenden. Ihre Brutkolonien scheinen sich im übrigen ausnahmslos an Stellen zu befinden, wo vom Meer her ständig eine kühle Brise weht.

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Verbreitungsgebiet / Lebensraum

Verbreitungsgebiet / Lebensraum:

In Namibia, dem Ausgabeland der vorliegenden Briefmarken, ist der Brillenpinguin von der Hollomsbird-Insel (zwischen Walfisbaai und Lüderitz) im Norden bis zur Sinclair-Insel (rund 150 Kilometer nördlich der Grenze zu Südafrika) im Süden heimisch. Die übrigen Inseln, auf denen er in Namibia vorkommt, heissen Mercury, Ichaboe, Halifax, North Reef, Possession und Plumpudding. Sie alle liegen lediglich einen bis zwei Kilometer vom Festland entfernt. Ein einziger Brutplatz befindet sich an Namibias Festlandküste, und zwar an einer abgeschiedenen Stelle bei Sylvia Hill, ungefähr hundert Kilometer südlich der Hollomsbird-Insel.

Die Südwestküste Afrikas, in deren Bereich sich die Mehrzahl der Brutplätze des Brillenpinguins be-finden, wird vom Benguelastrom umspült. Es handelt sich dabei um eine mächtige, von Süden kommende Meeresströmung, welche nicht nur sehr kühl, sondern auch ausgesprochen nährstoffreich ist. Im Benguelastrom gedeiht deshalb eine Fülle freischwebender (planktonischer) Organismen. Diese bilden die Lebensgrundlage für eine überaus reiche Fischfauna, welche ihrerseits für fischfangende Tierarten wie den Brillenpinguin einen reichlich gedeckten Tisch darstellen.

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Nahrung

Nahrung:

Wissenschaftliche Studien, welche in den fünfziger Jahren unseres Jahrhunderts durchgeführt worden waren, hatten gezeigt, dass sich die Brillenpinguine hauptsächlich von drei Arten oberflächennah lebender Schwarmfische ernährten: der Südafrikanischen Sardine (Sardinops ocellata), der Bastard-makrele (Trachurus trachurus) und der Südafrikanischen Sardelle (Engraulis capensis). Als «Beikost» verspeisten sie allerdings ein breites Spektrum weiterer Kleinfischarten sowie Tinten-fische und Garnelen aller Art.

Selbstverständlich ist auch der Mensch schon früh auf den Fischreichtum in den südwestafrikanischen Küstengewässern aufmerksam geworden. Und längst hat er, wie fast überall auf der Welt, damit begonnen, die lokalen Fischbestände rücksichtslos zu plündern. Deren massive Übernutzung führte letztlich im Laufe der sechziger Jahre zu einem dramatischen Zusammenbruch unter anderem der Bestände der Südafrikanischen Sardine und der Bastardmakrele. Dadurch gerieten nicht nur Namibias und Südafrikas Küstenfischer in eine herbe Krise und mussten strukturelle Anpassungen vornehmen, sondern es waren auch die ansässigen Brillenpinguine dazu gezwungen, ihre tradierten Ernährungsgewohnheiten zu ändern.

Neuere Studien zeigen, dass sich die südlichen Brillenpinguinkolonien heute hauptsächlich von der Südafrikanischen Sardelle ernähren, deren Bestände weniger in Mitleidenschaft gezogen worden sind, dass aber zu gewissen Zeiten des Jahres auch Tintenfische einen erheblichen Teil der Pinguinkost ausmachen. Die nördlichen Kolonien scheinen sich hingegen auf eine «neue» Beutefischart spezia-lisiert zu haben, nämlich die Bartgrundel (Sufflogobius barbatus), deren Bestand - wohl durch das Wegfallen anderer Fischarten - in den vergangenen zwanzig Jahren stark angewachsen ist.

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Fortpflanzung

Fortpflanzung:

Eine klare Fortpflanzungszeit besteht in den meisten Brillenpinguinkolonien nicht. Zwar lässt sich vielerorts eine Häufung des Brutgeschehens im südlichen Winter und Frühling feststellen, wenn die Tageshitze den brütenden Altvögeln und ihren Jungen etwas weniger zusetzt. Es können aber in allen Brutkolonien zu jeder Jahreszeit einige brütende Brillenpinguine angetroffen werden.

Obschon die Brillenpinguinpaare gewöhnlich mehrere Jahre, oft sogar ein Leben lang zusammenhalten (die jährliche «Scheidungsrate» scheint unter zwanzig Prozent zu liegen), beginnt das Brutgeschäft stets mit einer langgezogenen Balzperiode, während der sich die beiden Partner auf die bevorstehende Aufgabe einstimmen. Es folgt der Nestbau, wobei das Nest selbst eine wenig kunstvolle, hauptsächlich aus pflanzlichem «Strandgut» bestehende Sache darstellt. Dann legt das Weibchen gewöhnlich zwei Eier, welche anschliessend von den beiden Altvögeln abwechslungsweise in knapp sechs Wochen ausgebrütet werden. Die Einsätze dauern jeweils rund vierundzwanzig Stunden, und die Schichtwechsel finden stets im Verlauf der Nacht statt.

Nach dem Schlüpfen bedürfen die jungen Brillenpinguine weitere elf Wochen lang der elterlichen Fürsorge. Dann erst ist der Wechsel vom wolligen Daunenkleid zum wasserdichten Jugendgefieder abgeschlossen. Kurz darauf erfolgt die Loslösung der Jungvögel von ihren Eltern. Stets tauchen sie ohne Begleitung und Hilfe derselben ins Meer ein und ziehen auf eigene Faust los.

Im Gegensatz zu den Altvögeln streifen die jungen Brillenpinguine entlang der südwestafrikanischen Küste oft weit umher und können an einem einzigen Tag dreissig Kilometer zurücklegen. Erst im Alter von ungefähr zwei Jahren lassen sie sich dann an einem geeigneten Ort nieder und werden sesshaft.

Die durchschnittliche Lebenserwartung der Brillenpinguine beträgt etwa sieben bis zehn Jahre; das Höchstalter in freier Wildbahn liegt bei ungefähr fünfzehn Jahren.

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Systematik

Systematik:

Stamm: Chordatiere (Chordata)
Unterstamm:   Wirbeltiere (Vertebrata)
Klasse:     Vögel (Aves)
Unterklasse:       - - -
Ordnung:         Pinguine (Sphenisciformes)
Unterordnung:           - - -
Familie:             Pinguine (Spheniscidae)
Unterfamilie:               - - -
Gattung:                 Brillenpinguine (Spheniscus )
Art:                   Brillenpinguine (Spheniscus demersus)
Unterart(en):                        - - -

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Literatur

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Galerie


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Steckbrief
Datum: Donnerstag, 23 April 2009 18:42
Länge:
60 - 70 Zentimeter
Gewicht:
3 - 4 Kilogramm
Gefieder:
Geschlechter gleich
Spannweite:
Ernährung:
Fisch
Jungtiere:
Zugverhalten:
Standvogel
Fortpflanzung:
Gelege:
2 Eier
Tragezeit:
Brutzeit:
75 - 80 Tage
Verbreitungsgebiet:
Südafrika, Namibia
Alter:
IUCN:
Gefährdet

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Informationen
Fotograf:
Helga Ernst
Fotograf Homepage:
www.hillis-fotodreams.de
Aufnahmeort:
Tierpark Berlin-Friedrichsfelde
Autor:
Markus Kappeler
Homepage:
http://www.markuskappeler.ch
Email:
Zusätzliche Hinweise:

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